In diesen Tagen und sogar Monaten reißt es mich oft ganz unvermittelt in gefühlt abgrundtiefe emotionale Höllen. Raus aus meiner wohligen Einbildung, dass meine persönliche Entwicklung, einmal an diesem Punkt angekommen, mir nicht mehr genommen werden kann. Es kommen auch wieder Phasen, in denen ich Kraft schöpfen kann, will mein Verstand mich trösten. Diese aufsteigenden Momente könnten mich in meinem Irrtum bestätigen, wenn ich das wirklich so will.

Wenn ich aber keine Lust darauf habe, einen Teil meines Lebens auszublenden, keine Lust auf blinde Flecken, dann sehe ich, was für eine überwältigende Energie das ist! Will ich die tatsächlich ignorieren?

Diese Kraft trifft uns alle. Ich bin damit nicht allein, das weiß ich, und du bist es auch nicht, es liegt nicht an dir, nicht an uns, wir sind nicht schuld, so etwas wie Schuld gibt es nicht. Wir brauchen einfach endlich eine Lösung, und die finden wir nicht auf die Art, wie wir es bisher meist probiert haben. nämlich so: Wenn es emotional bedrohlich zu werden droht, den Gedanken freien Lauf lassen und die Gefahr mit Argumenten vertreiben.

Damit hoffen wir, um den Schmerz, die Verletzlichkeit, Einsamkeit und Traurigkeit herum zu kommen. Was allerdings in einer Spirale von Selbstmitleid, Angst, Wut und Aggression endet.

Und wenn es endlich überstanden ist, fängt beim nächsten Mal alles von vorn an.

Hat sich etwas geändert? Nein.

Mir hilft allein, mit meinen Gefühlen mitzugehen, sie anzunehmen, sie durch mich und meinen Körper durchgehen zu spüren. Das Leben ist so, Höhen und Tiefen gehören zusammen, sie sind Yin und Yang, und nur so ist das Leben ein Ganzes. Nur so bin ich es selbst, bin tief bei mir selbst.

Und dann weiß ich mit einem Mal und ohne dass mein Verstand mir dazwischen plappert, warum gerade viele Männer Schwierigkeiten damit haben, sich selbst aus eigener Kraft zu heilen.

Im Prozess dieses Wandels, in dem wir uns gerade befinden, unter dem wir alle – zugegeben oder nicht – leiden, haben auch wir Männer jetzt die Chance, das Fühlen zu lernen.

Denn Heilung für dich selbst und für die Welt fängt immer an mit dem »fühlenden Bewusstsein«.

Ganz tief drinnen empfindest du dich selbst auf eine Art, die du nicht greifen, nicht fassen kannst. Dir fehlen die Worte, um diese Empfindung zu beschreiben. Sie ist so vage, mehr eine Befindlichkeit aus vielen sich überlagernden unbewussten Gefühlen deiner Seele, und darüber Emotionen, Gedanken, Ärgernisse, Hoffnungen, Träume, Visionen, Meinungen und Einstellungen. Diese Befindlichkeit prägt dein Bewusstsein, und das bist durch und durch »du«. Sie liegt über allem, was du empfindest und denkst und tust. Sie steigt aus deinem Leben hoch wie weißer Nebel aus abendlichen Wiesen.

Du hast dir angewöhnt, so zu tun, als hättest du klare Sicht. In Wahrheit aber liegt deine Befindlichkeit wie ein Schleier über deinem gesamten Leben, durchdringt es und gibt ihm deine eigene und immer nur diese Färbung.

Egal, welche Pläne du verfolgst. Das bist du. Im Alltagsbewusstsein weißt du oft fast nichts darüber. Auch wenn du vielleicht ahnst, dass du nicht du wärst ohne sie. Diese Befindlichkeit macht dich zu dem Menschen, der du bist.

Fühlendes Bewusstsein ist die Matrix

Nein, es sind nicht deine Ideen, Meinungen oder Pläne. Es ist nicht dein Analysieren, Diagnostizieren oder Rationalisieren. All das besitzt für sich allein so wenig Kraft wie Wellen, die sanft die Oberfläche des Meeres kräuseln. Alles, was du denkst und planst und verwirklichst, führt nur aus, was deine Befindlichkeit vorgibt. Sie ist es, die die Matrix für deinen Körper und überhaupt dein Leben bildet.

Wie eine Gussform nimmt deine Befindlichkeit alles auf, was du in sie hineingibst, und formt es nach ihrem Vorbild. Was du auch tust, deine Befindlichkeit drückt ihm ihren Stempel auf: Deine Gedanken, deine Körperenergie, deine körperlichen Organe und Funktionen bilden deine Befindlichkeit ab. Wie aus einer Eichel eine Eiche und nichts als eine Eiche wächst, so entwickelt sich aus deiner Befindlichkeit dein Körper, und genau der.

Dein “Herz” weist die Richtung, dein “Verstand” räumt den Weg frei.

Deine Befindlichkeit ist die Matrix, wie eine Urform oder eine Vorlage, nach deren Vorbild und an der entlang sich dein ganzes Leben entwickelt. Mit unausweichlicher Konsequenz. Falls deinem Verstandesbewusstsein das Ergebnis nicht gefällt, dann arbeitest du dich womöglich daran ab, versuchst noch einmal, und noch einmal, und noch einmal.

Fühlendes Bewusstsein_Doppelspirale weiß

Bis irgendwann dein fühlendes Bewusstsein »weiß«. Dieses »Wissen« geht dem Verstand voraus. Schwierig, es in Worte zu fassen, denn nicht Worte, sondern Fühlen ist seine Sphäre. Es war schon immer da, verdeckt unter Emotionen, Ärgernissen, Hoffnungen, Träumen, Visionen, Meinungen, Einstellungen, Denkmustern, Verhaltensmustern und Glaubenssätzen.

Das Geheimnis der Heilung aus dir selbst

Dies nun ist der entscheidende Schritt auf dem Weg zu deiner Selbstheilung. Denn nichts ist kraftvoller als das »Wissen« des fühlenden Bewusstseins. Durch dieses »Wissen« heilst du dich selbst.

Und wer weiß, vielleicht legst du dann anstatt eine Eichel lieber eine Buchecker in die Erde?

Deine Gefühle und die Befindlichkeit, die sich über dein Leben legt, bilden die Matrix von allem, was du als geistiges Wesen in die Welt bringst. Das ist die Form, die deine Lebensart ausmacht. Ohne ein fühlendes Bewusstsein bleibt sie diffus, nicht fassbar, nicht einzugrenzen. Sie ist auch die Form, die dich krank macht. Sie ist der Geist in deinem Leben, der dich packt, tief und fest wie ein Alptraum. Genauso tief und fest wie eine visionäre Schau.

  • Dieser Geist ist eine Befindlichkeit aus vielen sich überlagernden Gefühlen, Ärgernissen, Hoffnungen, Träumen, Meinungen und Einstellungen. All das zusammen macht dich als der Mensch aus, den du in dieser Welt verwirklicht hast bis heute.
  • Dieser Geist liegt über deinem Leben wie weißer Nebel über den abendlichen Wiesen.
  • Dieser Geist ist ein Gefühl, und dieses Gefühl macht dein bewusstes und unbewusstes Bewusstsein aus.